Bildrauschen ist der Feind. Stimmt das? Objektiv gesehen klingt das einleuchtend (hehe, Objektiv… einleuchtend) aber wieso es gerade in Zeiten der modernen digitalen Fotografie vielleicht keine allzugroße Rolle mehr spielt, wenn dein Bild etwas mehr rauscht, oder gar deine Highlights überbelichtet sind möchte ich hier erklären.
Ich habe jahrelang den Fehler gemacht Bilder, die mir zu “verrauscht” waren, direkt auszusortieren. Doch was wenn es manchmal nicht anders geht? Wenn die Verschlusszeit und die Blendenöffnung nicht ausreichen und die ISO in höhere Bereiche geschraubt wird?
Als ich Anfing zu fotografieren war die Eos 5D Mark II das Flaggschiff der ambitionierten Fotografen. Sie war zwar keine 1D(x), aber dennoch mit Vollformat so ziemlich das Beste was Canon zu bieten hatte. Und ich kann mich erinnern, dass ich mit dieser Kamera wunderbare Bilder gemacht habe. Kein Eye-AF, verglichen mit heutigen Kameras eine grausige Lowlight-Performance und vor allem einen Dynamikbereich, den Smartphones mittlerweile deutlich besser vorweisen können.
Als ich neulich ein Bild eben dieser Kamera in den Händen hatte war es um mich geschehen. Ich wollte mein altes Setup wieder! Kamera Nummer 9 musste her! Also rauf auf Kleinanzeigen, eine 5D Mark ii und ein 17-40 F4L gekauft. Das 50mm F1.8 hatte ich noch von früher. Ein paar Tage und 500 Euro später war sie dann da. Ich war wieder verliebt.
Also ging es los, testen was geht. Auf einem kurzen Spaziergang mit meiner Freundin merkte ich direkt zwei Dinge: Ab Iso 1000 begann das Rauschen. Und zwar nicht wenig. Und wenn ich für die Highlights belichte waren die Schatten so dunkel, dass in der Nachbearbeitung nichts mehr zu retten war – also versuchte ich irgendwo zwischen Highlights und Schatten zu belichten. Ebenfalls war es enorm ungewohnt wieder durch einen optischen Sucher zu blicken und die Belichtung zu “erraten”. Es dauerte einfach einen Moment länger.
Doch ebenfalls merkte man schon in der Bildvorschau, dass mich die Farben der 5D Mark II all das komplett vergessen lassen. Die warmen Töne, die sich auch durch die RAW Dateien ziehen sind einfach wunderschön.
Ja, die Highlights sind ausgebrannt, ja die Bilder rauschen. Aber das tut den Bildern an sich keinen Abbruch. Im Gegenteil: Es gibt Tiefe, es gibt ein Gefühl von Nostalgie.
Fazit:
Ja, Bildrauschen (vor allem Farbrauschen) und Dynamikumfang spielen eine Rolle. Auch für mich gab es Momente wo ich entsetzt “im Lightroom” saß und nicht wusste, wie man das retten soll – ABER wer einen Hauch von Nostalgie, einen Hauch von künstlerischer Fotografie in sich spürt und keine Angst vor einer Spiegelreflexkamera hat, der sollte den Schritt gehen. Für 500 Euro ein stabiles und verlässliches Setup zu kaufen welches damals für 2500 Euro über den Ladentisch gegangen ist ist mehr als nur vernünftig.