Im letzten Jahr war das Reisbrennen das absolute Highlight. Die gewonnenen Erinnerungen wird mir niemand mehr nehmen können – die Bilder ebenfalls nicht. Auch dieses Jahr habe ich mit meinen Freunden und Bekannten die “lange Anreise” aus Berlin gewagt und mich am Freitag an den Lausitzring bewegt. Trotz Stau, Regen und dezenten Aggressionen durch Schleichern auf der linken Spur ließen wir uns die Laune nicht verderben und ließen Krachen wenn es ging. Der “harte Kern” unserer Freundesgruppe hatte sich bereits am Mittwoch angestellt, um uns Plätze rund um den Camper von Dennis und Nadja zu sichern. Danke dafür! <3
Dieses Jahr hatte ich eine “kleine” Challenge für mich selbst: Ich reiste mit nur einer Kamera, einer Festbrennweite und keinem Ersatz an. Nicht um Gewicht zu sparen, sondern um zu sehen, wie gut ich mit eben einem Setup ohne Zoom und ohne Backup auskommen würde. Die Wahl viel mir erstaulich leicht. Im Gepäck landeten meine old but trusty Sony A7 III, das Samyang 35mm F2.8 und ein günstiger K+F 1/4 Pro-Mist-Filter. Ein unglaublich kleines und leichtes Setup, was von aussen extrem unauffällig und nicht vielversprechend aussieht. Aber OH BOY haben wir uns geirrt!
Angekommen in der Camping-Area bauten wir unsere Zelte auf, verstauten die Sachen und ich schnappte mir die A7III. Nach Essen und einer kleinen Runde über die Flächen wurde recht schnell klar, dass das Setup genau das war was ich gebraucht habe um dieses Event zu fotografieren. Es war wirklich witzig zu sehen, wie andere Fotografen ihre teils riesigen Kameras und Objektive herum schleppten und ich mit meiner “Kompaktkamera” nicht auffiel. Beruflich arbeite ich ebenfalls mit großen Setups und war sehr happy nicht so viel Gewicht bei mir zu haben. Ich war gespannt auf die Lowlight-Performance. Immer wieder erwischte ich mich dabei, die ISO künstlich nach oben zu treiben um Rauschen zu provozieren. Ich hatte vor die Bilder so dystopisch wie möglich zu gestalten.
Um die Bilder so dystopisch wie möglich wirken zu lassen bediente ich verschiedener Werkzeuge:
- Mit recht hoher ISO das Rauschen provozieren, statt es im Nachhinein einzufügen.
- Ein Diffusionsfilter sorgte für “Glow”.
- “Dirty up the Frame” – durch die Drift-Events und den Nebel konnte ich komplett andere Stimmungen einfangen, als ich erwartet hatte.
- Verschlusszeiten wählte ich selbst bei bewegten Fahrzeugen im Drift recht lange. Dadurch entstand im Bild der verwischte “analoge Eindruck”, der zur angepeilten Dystopie passte wie die Faust aufs Auge.
- Edit mit Grün-Shift in den Tiefen und Orange als Kontrast in den Highlights.
Nachdem wir vielleicht ein, zwei Bier zu viel getrunken und ein? zwei? viele! verdammt schöne Fahrzeuge gesehen hatten bewegten wir uns zu Drift-Show am Abend. Dort begann für mich die spannende Phase. Schnell bewegte Fahrzeuge, wechselndes Licht und hunderte interessante Winkel. Wir begaben uns auf die Rückseite der Strecke und ich fotografierte durch ein Loch im Zaun. (welches da bereits war, nicht ausflippen bitte)
Bereits nach den ersten Bilder wurde mir klar, dass ich die Iso nicht unter 5000 bringen kann, ohne das Bild in absolute Dunkelheit zu stürzen. Bei 1/250s F2.8 und ISO 5000 fand ich den “Sweet-Spot” für die Bilder. Das Samyang 35mm F2.8 zählt zu den Objektiven die gut und gerne zu Flares und anderen Bildfehlern neigen. Da ich beruflich viel mit sehr sauber abbildenen G-Master Objektiven fotografiere hat mich dieser Charme der Unperfektion total abgeholt. In der Bearbeitung war nicht mehr viel zu tun: Aufhellen, Farbbalance und noch eine Priese Körnung. Fertig.
Nachdem wir etwa 2kg Gummiabrieb in den Lungen und auf unseren Gesichtern hatten war das Event beendet. Wir liefen zurück zum Camp um etwas durchzuatmen. Nach einem isotonischen Erfrischungsgetränk entschied ich mich mit den anderen erneut eine Runde über das Gelände zu laufen und vor der Bühne etwas zu “tanzen”. Aber ich war durch. Die Lautstärke, der Geruch, die vielen Menschen – die unglaublich vielen schönen Momente waren für mich die reinste Reizüberflutung. Gegen 3 Uhr verkroch ich mich ins Zelt und holte etwas Schlaf auf.
Tag 2 des Reisbrennens war für mich eher ruhig. Ich habe die Bilder bearbeitet, mit meinen Freunden im Camp gesessen und versucht nicht an meinen Kopfschmerzen zu verenden. Gegen 15 Uhr (?) entschied ich mich den Heimweg anzutreten. Nicht weil das Event langweilig war, keines falls – einfach um Rücksicht auf mich selbst zu nehmen. Mein bester Freund Dennis sagt es immer so: “Du kannst nicht immer arbeiten!” Und damit hat er Recht. Montag musste ich wieder arbeiten und ich brauchte einfach einen Tag Ruhe um nicht den Verstand zu verlieren.
Was ist also das Fazit? Wie war das Reisbrennen 2023? Kurz gesagt: Geisteskrank. Diese Jahr war so viel intensiver als letztes Jahr. Ich konnte gar nicht klar begreifen wie viele Dinge gleichzeitig passierten. Drift hier, Fahrten auf der Strecke dort, Beleuchtungscontest, Show and Shine, Party vor der Bühne – es war einfach verdammt viel und verdammt gut umgesetzt. Ich werde nächstes Jahr definitiv eine Woche vorm Reisbrennen Urlaub nehmen um komplett durchziehen zu können.
Danke an meine Freunde, an alle die liebe Nachrichten zum letzten Blogeintag geschrieben haben – wir sehen uns wieder. Ich hoffe, dass die Bilder dieses Jahr auch gefallen wie letztes Jahr. Schaut gern bei Instagram rein: Sinister.Joe
Liebe geht raus, auch an die Veranstalter vom Reisbrennen. <3
Danke für deine tollen Erfahrungswerte, auch was Deine Kameraeinstellungen betrifft. Deine Bilder sind wie immer top geworden mit dem passenden Look dazu. Schönes Wochenende Dir. ??
Hey Basti, vielen lieben Dank!